Alf schaut auf eine Vergangenheit als bedeutender Industriestandort zurück.
Zwischen 1824 und 1827 gründeten die Brüder Ferdinand und Louis Remy das erste Puddel- und Stabeisenwalzwerk in Deutschland.
(Puddelverfahren = Eisengewinnung durch Rühren – engl. puddling – des eingeschmolzenen Roheisens.)
Ferdinand Remy, 1788 in Bendorf geboren und aus einer Familie stammend, die bereits mehrere Eisenwerke besaß, brachte modernstes Wissen aus England nach Alf. Louis war ein bekannter Fachmann u.a. im Frischfeuerverfahren. Später übernahm er die familieneigene Wendener Hütte im Sauerland.
Die Nutzung der Wasserkraft von Alf- und Üßbach, die großen Waldgebiete für Holzkohleproduktion sowie der Schifffahrtsweg „Mosel“ begünstigte die Anlage einer Eisenfabrikation am Zusammenfluss von Alf- und Üßbach. Arbeitskräfte standen in Alf und Umgebung ebenfalls genügend zur Verfügung.
Nachdem im Frühjahr 1827 mit Eduard noch ein weiterer Bruder als Teilhaber aufgenommen wurde, konnte schon bald der erste Puddelofen in Betrieb genommen werden. Danach folgten rasch weitere, bis das Werk mit insgesamt acht Öfen ausgerüstet war.
Produziert wurde dehn- und schmiedbares Stahleisen, aus dem stark beanspruchte Maschinenteile, Eisenbahnschienen, Räder u.a. gefertigt wurden. Heimische Schmiedemeister fertigten aus Alfer Eisen Rad- und Fassreifen, Schuhnägel, Hufeisen u.Ä.. In erster Linie belieferte die Fabrik jedoch die Königliche Gewehrfabrik in Amberg und andere Gewehrfabriken. Alfer Eisen hatte einen guten Ruf und war sehr begehrt. Die Markenbezeichnung „Alf“ befand sich auf Flacheisen wie auch auf Quadrat- und Rundeisen.
Alf war vor dem Bau des Eisenwerks ein reines Winzerdorf. Wie in fast allen Moselorten waren auch hier die Bewohner oftmals sehr arm. Mit dem Bau des Eisenwerks änderte sich die soziale Struktur in Alf. Manche Kleinwinzer ließen sich von der neuen Industrie anwerben und andere konnten ihre Betriebe vergrößern. 1823 war nur ein Fuhrwerk im Ort, 1830 aber bereits 30.
Die Familie Remy nahm ihre soziale Aufgabe als Unternehmer sehr ernst. In Notjahren halfen sie ihren Arbeitern und anderen Alfer Bürgern mit Lebensmittel. So beschäftigten sie beispielsweise ihre Arbeiter auch in Zeiten, wenn wegen Wassermangel der Betrieb nicht auf vollen Touren laufen konnte.
Die aufblühende Eisenindustrie im Ruhrgebiet mit besseren Verkehrsanbindungen verursachte den langsamen Niedergang des Alfer Eisenwerks. Daran änderte auch der Bau der Moseleisenbahn nichts, er kam für die Alfer Fabrik zu spät und so wurde 1880 der Betrieb eingestellt.
1885 kaufte Gustav Müller aus Lindau das Werksgelände zur Herstellung von Seiler- und Filzwaren sowie Teppichen. Diese neue Industrie prägte vier Jahrzehnte das Leben in unserer Gemeinde, bis sie 1927 von der Viersener AG für Spinnerei und Weberei, auch ein flachsverarbeitender Betrieb, übernommen wurde. Dieses Werk schloss 1957 seine Pforten.
Nach mehreren Besitzerwechseln etablierte sich 1964 die Firma Bella-Plast GmbH auf dem Werksgelände. Ab jetzt wurden Kunststoffverpackungen aller Art produziert. 1987 wurde Bella-Plast Teil der finnischen Firma Polarcup/Huhtamaki, die das Sortiment um Kartonagen aller Art erweiterte. Die Alfer Fabrik exportiert ihre Produkte weltweit; sie gehört damit zu den größten Arbeitgebern der Region.